Seit Juni kann man auf der oberen Wiese im Zähringer Park wieder Ziegen beobachten. Sie gehören dem Verein Ziegenwiese e.V., der hier niederschwellige Begegnungen mit den Tieren möglich machen möchte und tierpädagogische Projekte für Kinder plant. Heute ist die Ziegenwiese zum ersten Mal für Besucher geöffnet.
Die vier Zwergziegen Rambo, Stracciatella, Frieda und Tante Flocke haben sich inzwischen eingewöhnt und sind zahm und sehr neugierig: sie laufen den Kindern und Erwachsenen entgegen, schnuppern an ihren Händen und lassen sich manchmal auch streicheln.
Ziegen sind sozial nicht angepasste Tiere, das heißt, sie haben nur Kontakt mit den Menschen, wenn sie es selbst möchten. Sie haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten mit einer klaren Rangordnung und müssen als Herde gehalten werden, die von einer Leitziege angeführt wird. Auf der Ziegenwiese ist das Tante Flocke, die mit 6 Jahren die Älteste ist. Frieda und die beiden Böcke Rambo und Stracciatella sind erst in diesem Jahr zwischen März und Mai geboren, erzählen Jenny Haug und Matthias Haug-Bodenmüller vom Verein Ziegenwiese. Sie haben die kleine Herde von einem Züchter aus Blansingen in der Nähe von Lörrach gekauft. Alle vier sind kastriert und zu ihrem eigenen Schutz gegen Tetanus und die für Ziegen gefährliche Blauzungenkrankheit geimpft.
Die Idee zu einer tierpädagogisch genutzten Ziegenwiese hatte Reittherapeutin Jenny Haug schon vor 10 Jahren. Vor drei Jahren kam dann die Zusage von der Stadt, dass der Verein das Gelände nutzen darf. Bereits im Februar nächsten Jahres werden hier 6-8 Schüler der Mooswaldschule, die derzeit nicht regulär beschulbar sind, soziales Kompetenztraining mit den Ziegen bekommen. Während der Schulzeit werden die Mosswaldschüler auch die Versorgung der Tiere übernehmen. Dafür wird zum Jahreswechsel ein Bauwagen auf der Wiese aufgestellt. Betreut wird das Angebot von Lehrern der Mooswaldschule.
In Zukunft plant der Verein eine Zusammenarbeit mit dem Institut für soziale Projekte InSoPro und dem Hospizverein „Alles ist anders“, der Gruppen für Kinder anbieten möchte, die Angehörige verloren haben. Sobald die Ziegen an Halfter gewöhnt sind, soll es Spaziergänge mit den Tieren geben. Auch über kunstpädagogische Kurse auf der Ziegenwiese denkt Jenny Haug nach.
Jenny und Matthias würden gern noch mehr Ziegen halten und ein Seminarhaus für ihre tierpädagogischen Angebote auf dem Gelände bauen. Doch dieses ist hart umkämpft: Von den ursprünglich zugesagten 440 qm verpachtete die Stadt schließlich einen Teil an die Kindertageseinrichtung Junikäfer und die Emil-Gött-Schule; der untere Teil des Wiese, auf dem jetzt noch die Ziegen grasen, gehört zum Erweiterungsgebiet des Zähringer Friedhofs, sodass die Ziegen in Zukunft wahrscheinlich weniger Platz haben werden als jetzt. Das Seminarhaus soll trotzdem gebaut werden, der Verein kümmert sich zurzeit um die Finanzierung dafür.
Den Verein unterstützen derzeit 11 aktive Mitglieder, die die Tiere versorgen, und viele Freiwillige, die zum Beispiel beim Bau des Ziegenstalls geholfen haben. „Ich verbinde mit der Ziegenwiese, dass man viele offene Menschen kennenlernt, die sich einbringen", sagt Matthias Haug-Bodenmüller. Wer mithelfen möchte, ist herzlich willkommen und kann eine Nachricht an post(at)ziegenwiese.com schicken oder den WhatsApp-Kanal abonnieren.
Zaungäste und Besucher werden gebeten, die Ziegen nicht selbst zu füttern. Gern darf aber Schnittgut von Sträuchern (ausgenommen von Nadelhölzern) vor den Zaun gelegt werden. Besonders Haselnuss-Sträucher sind bei den vier Zwergziegen sehr beliebt.
Von Monika Welker
